In einer
Situation in der die Auswirkungen von gentechnisch veränderten Organismen (GVO)
auf die menschliche Gesundheit und auf die Umwelt nicht klar sind, kann der
Konsument mit einem bestimmten Risiko im Konsum von gentechnisch veränderten
Lebensmitteln (GVL) konfrontiert sein. Und zwar vor allem in den folgenden
Fällen :
1) Die GVL besäßen die selben qualitativen Merkmale wie
die konventionellen Lebensmittel,
hätten jedoch einen niedrigeren Preis
2) Die GVL besäßen bessere qualitative Merkmale wie die
konventionellen Lebensmittel und hätten
den selben Preis
3) Die GVL erhöhten die Vielfalt der am
Markt angebotenen Lebensmittel
4) Die GVL erhöhten die
Lebensmittelsicherheit
5) Die GVL erhöhten die
Umweltsicherheit
6) Die GVL könnten zu einer Lösung der
Hungersnöte in der Welt beitragen
7) Die GVL trägen zu einer Verminderung der sozialen
Unterschiede zwischen den verschiedenen
Personen bei
1) Gleiche
qualitative Merkmale und niedrigerer Preis
Von einem
streng ökonomischen Gesichtspunkt aus betrachtet ist anzumerken, dass der
Konsument dazu tendiert, soviel wie möglich beim Einkauf zu sparen, um seinen
gesamten Konsum zu maximieren. Daraus erklärt sich, dass der Konsument sich für
das GVL entscheidet, falls es die selbe Qualität wie das konventionelle Produkt
hat und zu einem niedrigeren Preis angeboten wird. Als erstes jedoch ist noch
die qualitative Gleichheit zwischen den GVL und den konventionellen
Lebensmittel zu beweisen. Die GVL enthalten nämlich nicht nur das fremde Gen,
sondern auch das vom Gen ausgedrückte Protein.
Angenommen,
dass wirklich kein qualitativer Unterschied bestünde und die Preise für die
Lebensmittel sich verringern würden, dann würde dies ohne Zweifel zu einer
Verbesserung der Wohlfahrt der Gesellschaft führen. Die Bevölkerung armer
Länder hätte so die Möglichkeit, eine größere Menge an benötigten Lebensmitteln
zu kaufen. Während Konsumenten aus reicheren Ländern beim Einkauf von
Lebensmitteln Geld sparen könnten, das sie für den Konsum anderer Güter (z.B.
Luxusgüter) ausgeben könnten.
Auch wenn
der Konsument für die GVL einen niedrigeren Preis zu zahlen hat, bleibt ihm
immer noch die Ungewissheit über den tatsächlichen Nährwert solcher Produkte.
Diese Unsicherheit führt zu einer Verminderung der Bedürfnisbefriedigung. Der
niedere Preis könnte als virtueller, nicht realer Vorteil betrachtet werden, da
das gentechnisch veränderte Produkt dem Konsumenten womöglich auch einen
niedrigeren Nutzen bringt (es kostet zwar weniger ist aber auch weniger
wert!!). Die starke Zunahme der Nachfrage nach biologischen Produkten und
Produkten, dessen Herkunft garantiert ist, zeigt, wie wichtig es dem
Konsumenten geworden ist, mehr über die organoleptischen Eigenschaften der
Lebensmittel zu wissen (der Konsument ist bereit mehr für ein Produkt zu
zahlen, das ihm seiner Meinung nach einen höheren Nutzen bringt und das seinen
Ansprüchen an Qualität, Echtheit,
Rückverfolgbarkeit und Lebensmittelsicherheit entspricht).
Die Anfangs
aufgestellte Hypothese (der niedrigere Preis bringt dem Konsumenten einen
Vorteil) kann somit widerlegt werden. Zusätzlich hat die Einführung GVL zu
keiner Verminderung, sondern zu einer Erhöhung der Preise für nicht
gentechnisch veränderte Produkte, geführt. Dazu kam es, da sich in den
industrialisierten Ländern, in denen die Skepsis gegenüber gentechnisch
veränderter Produkte größer ist, für das selbe Produkt zwei „Absatzkanäle“
gebildet haben: einen für das GVP und einen für das nicht GVP. Diese Aufteilung
ermöglicht dem Konsumenten seinen Einkauf
bewusst zu wählen, ist aber mit höheren Distributionskosten
(Seggregierung, Konservierung, Bearbeitung, Etikettierung, Analyse usw.)
verbunden. Diese Kosten reduzieren somit die in der landwirtschaftlichen
Produktion gewonnenen ökonomischen Vorteile.
Es ist
klar, dass eine Erhöhung des Preises sich negativ auf die Wohlfahrt des
Konsumenten auswirkt. Nun ist er auch noch gezwungen mehr Geld für die
nicht gentechnisch veränderten Produkte auszugeben. Und all das bloß,
weil diese neuen Lebensmittel eingeführt wurden, ohne sich vorher mit den damit
verbundenen sozialen und wirtschaftlichen Probleme auseinander gesetzt zu haben
(laut Informationen von in diesem Sektor tätigen Personen, muss man im
Vergleich zum konventionellen Soja bereits ca. 15% mehr für gentechnikfrei
zertifiziertes Soja bezahlen).
Solange
also der Preis für ein GVL im Vergleich zum konventionellen Produkt nicht
bedeutend niederer ist, wird der Konsument niemals einem Produkt (GVL) den
Vorzug geben, das ihm möglicherweise gesundheitlichen Schaden zuführen und eine
Gefahr für zukünftige Generationen und für die Umwelt darstellen könnte.
Stattdessen wird er das konventionelle Produkt kaufen, da es immer schon Teil
seiner Ernaehrung war und da es ihm im laufe der Zeit bewiesen hat, sicher zu
sein.
Es ist
notwendig dass durch weitere Forschung all diese Unsicherheiten geklärt werden,
bevor man eine Einführung von GVL in Erwägung zieht.
2) Gleicher
Preis aber bessere qualitative Eigenschaften
Der
Konsument könnte bereit sein, das mit dem Konsum von GVL verbundene Risiko einzugehen, falls die
Preise für GVL und nicht GVL gleich sind
und die GVL aber bessere qualitative Eigenschaften (Nährwert, Art des Konsums,
Erreichbarkeit usw.) besitzen.
Ökonomisch gesehen ist dieser Fall eher unrealistisch, da es in der
Praxis kaum möglich sein kann, dass ein Produkt mit höheren qualitativen
Merkmalen nicht auch einen höheren Preis hat.
Bezüglich
Verbesserung der Qualität durch gentechnische Eingriffe ist anzumerken, dass die
aktuelle Forschung vor allem auf eine Erleichterung der Produktion gerichtet
ist. Beispielsweise werden vor allem
Pflanzen entwickelt, die resistent gegen Herbizide, Insekten und
Pilzkrankheiten sind. Dabei geht es
hauptsächlich darum, die Gewinne der Unternehmen, die Patente für diese
Pflanzen haben, zu maximieren. Der Konsument jedoch hat bis jetzt noch keinen qualitativen Vorteil,
wie etwa einen besseren Nährwert, aus diesen neuen Produkten schöpfen können. Leider
weisen diese gentechnisch veränderten Produkte auch keine geschmacklichen
Besonderheiten auf (z.B. die Tomate, die nicht fault wurde wieder vom Markt
genommen, da sie einen metallischen Beigeschmack hatte). Es muss jedoch gesagt
werden, dass die zur Zeit angebauten gentechnisch veränderten Pflanzen für die Verarbeitungsindustrie bestimmt sind. Es
ist also für diese Produkte sehr schwer, ein objektives und rationales Urteil
bezüglich deren Qualität zu fällen.
Auf jeden
Fall erhöhen sich die Unsicherheiten von Seiten der Konsumenten bezüglich des
Nährwerts dieser Produkte. Diese Bemerkung unterstreicht die Tatsache, dass die
GVL von außen nicht von den nicht GVL zu unterscheiden sind. Deshalb könnten
dem Konsumenten sowohl GVL als auch konventionelle Lebensmittel verkauft
werden, ohne dass er es weis. Im Fall von Lebensmitteln, die eine höhere Dosis an Vitaminen enthalten, könnte
dies sehr problematisch werden. Bekanntlich ist sowohl ein Mangel als auch ein
Überschuss an Vitaminen für die menschliche Gesundheit schädlich. Solche Produkte müssten also von den
konventionellen Produkten sichtlich getrennt und nur unter strenger Kontrolle
verkauft werden.
Den ersten
Vorfall, bei dem eine Verwechslung GVL mit nicht GVL gesundheitlichen Schaden
verursacht hat, hat sich schon ereignet. In den vereinigten Staaten wurde
nämlich ein gentechnisch manipulierter Mais namens STARLINK, der nur als
Tierfutter zugelassen war, im fehl Menschen verabreicht. Bei 50 Personen hat
STARLINK eine allergische Reaktion hervorgerufen. Dieser Vorfall brachte einen
finanziellen Schaden von mehreren Milliarden.
Das Problem
der Rückverfolgbarkeit und richtigen Etikettierung ist nicht zu unterschätzen.
Der Konsument legt immer mehr Wert auf Informationen bezüglich Herkunft und
Produktionsablauf des zu erwerbenden Produktes.
3) Erhöhung
der Vielfalt des Lebensmittelangebots
Der
Konsument könnte GVL akzeptieren, falls diese die Vielfalt des Angebots erhöhen
würden. Er hätte so eine größere Auswahl an Lebensmittel und eine größere
Abwechslung in der Ernährung.
Die
Einführung GVL, führt jedoch auf jeden Fall zu einer Verminderung der
genetischen Vielfalt und folglich zu einer Erhöhung der Einseitigkeit der
Ernährung. Es werden nämlich nur jene Pflanzen von Landwirten verwendet werden,
die auf eine Erleichterung der Produktion modifiziert wurden. So könnten jene
wertvollen Pflanzen, die andere qualitative Merkmale wie Geschmack und Nährwert
besitzen, von solchen gentechnisch veränderten Pflanzen ersetzt werden. Ein
erstes Beispiel für dieses Problem haben wir in den USA, Argentinien und
Mexiko, wo eine große Expansion des Anbaus von gentechnisch veränderten Mais
und Soja zu beobachten ist. Dadurch dass die Produktionskosten bei gentechnisch
veränderten Mais bzw. Soja niederer sind und es keinen getrennten Markt für
konventionellen Mais bzw. Soja gibt, sind die Landwirte „gezwungen“ (vom Markt)
die konventionellen Pflanzen mit den gentechnisch modifizierten Pflanzen zu
ersetzen. Nur so können sie bezüglich ihrer Einkommen wettbewerbsfähig bleiben.
Die
Verminderung der Zahl an qualitativen Merkmalen eines Produktes führt beim
Konsumenten zu einer Modifizierung und Homologierung des Geschmacks. Er wird
nicht mehr imstande sein, zwischen den traditionellen
und künstlichen Geschmäckern zu
unterscheiden. Solche traditionelle Lebensmittel werden seltener und auch
teurer werden, während die GVL mit ihren künstlichen Geschmäckern größere
Verbreitung finden und womöglich preislich interessanter werden. Die
Globalisierung spielt diesbezüglich eine
„ziehende“ Rolle, sofern jeder Ort mit seinen spezifischen, lokalen
Kulturen seine eigenen Geschmäcker
hervorbringt und so eine Globalisierung der Produktionsstätten begrenzt ist.
Abschließend
ist anzumerken, dass Auffassungen über Qualität eine stark subjektive Sache
sind. Daher ist es schwer zu sagen, ob zum Beispiel ein Gen das den
Zuckergehalt erhöht oder die Reifung verlangsamt, eine Verbesserung oder eine
Verschlechterung der Qualität bewirkt. Die Meinung ist stark von Gewohnheiten
und vom persönlichen Geschmack abhängig. Dem Konsumenten sollte daher immer das
Recht bewahrt bleiben, zwischen den verschiedenen Lebensmitteln (GVL oder nicht
GVL) bewusst wählen zu können. Eine entsprechende Etikettierung ist also unabdingbar. Sie muss
einfach und klar sein und muss dem Konsumenten die Möglichkeit bieten ohne
jeglichen Kompromiss, gentechnikfreie Lebensmittel zu erwerben.
4)
Lebensmittelsicherheit
Befürworter
GVL behaupten, dass jene die Lebensmittelsicherheit erhöhen würden, da
gentechnisch modifizierte Pflanzen gesünder sind und weniger Mykotoxine
enthalten. Jedoch handelt es sich bei diesen GVL um neue Lebensmittel, die nie
Teil unserer Ernaehrung gewesen sind und bei denen man noch nicht die genauen
Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit kennt. Dass man sich von diesem
Lebensmittel eine bestimmte Gefahr erwartet, sehen wir schon daran, dass die
europäische Gesetzgebung den Gebrauch von GVL zur Ernaehrung von Säuglingen und
Kindern unter drei Jahren verbietet. Außerdem weigern sich
Versicherungsgesellschaften, Verträge
bezüglich der Gefahren, die von GVL ausgehen könnten, abzuschließen.
Folglich
weitere Gründe warum GVL eine Gefahr für
die menschliche Gesundheit darstellen könnten:
1
Die Möglichkeit, mit
Proteinen oder Vitaminen angereicherte Lebensmittel mit konventionelle
Lebensmittel zu verwechseln
2
Die Möglichkeit GVL, die
für den menschlichen Verbrauch bestimmt sind mit jenen, die ausschließlich zur
Tierernährung dienen, zu verwechseln.
3
Bestimmte Substanzen, die
nur im GVL vorkommen, können beim Konsumenten
allergische Reaktionen hervorrufen
4
Das in einer Pflanze
eingeführte Gen, das für eine Resistenz gegen bestimmte Antibiotika codiert
(Dieses Gen wird während der Entwicklungsphase des GVO’s benötigt), könnte auf
die interstinale bakterielle Flora und von dieser auf pathogene Bakterien
übergehen, die in Folge auch resistent gegen diese Antibiotika werden.
5
Mögliche Effekte und
Wechselwirkungen des vom fremden Gen ausgedrückten Proteins.
6
Mögliche Effekte und
Wechselwirkungen des im Lebensmittel vorhandenen fremden Gens.
7
Die Effekte der
Promotoren und Terminatoren auf das Lebensmittel und auf die Umwelt.
Besonders
schwer ist das Problem der Allergie zu lösen. Ein kleiner Teil der Bevölkerung
könnte, ohne es zu wissen, allergisch auf das vom fremden Gen ausgedrückte
Protein reagieren und gesundheitlichen Schaden davontragen.
Nochmals
ist auf die Wichtigkeit einer intensiveren Forschung bezüglich GVL und ihre
Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt hinzuweisen. Auch die Etikettierung ist
entscheidend, um dem Konsumenten eine bewusste Wahl der Art des Lebensmittels
(GVL oder nicht GVL) zu ermöglichen.
5)
Umweltsicherheit
Auch für
den Fall, dass die Produktion des GVL’s einen geringeren negativen Effekt auf
die Umwelt hat, könnte der Konsum des GVL’s mit Risiken für den Konsumenten
verbunden sein. Der Anbau von Pflanzen, die mithilfe gentechnischer Manipulation resistent
gegenüber der meisten Krankheiten und Schädlinge geworden sind, hat sicherlich
eine Verminderung, der im konventionellen Anbau einzusetzenden
Pflanzenschutzmittel zur Folge. Andererseits muss man jedoch auf die
Komplexität des „Systems Natur“ hinweisen. Folglich haben einige Forschungen
ergeben, dass mit der Zeit Insekten eine natürliche Resistenz gegenüber
bestimmte Toxine entwickeln. Weiters können Unkräuter durch Pollenübertragung
und Einkreuzung, das gegen Herbizide resistente Gen von der Kulturpflanze
übertragen bekommen (nach einigen Autoren gibt es in den Ländern, in denen als
erstes GVO eingeführt wurden Unkräuter, die bereits resistent gegen das
Herbizid Roundup geworden sind).
Daraus ist
schon ersichtlich, dass die genetische Manipulation die Probleme im Anbau nicht lösen kann, wenn
doch schon nach einigen Jahren die
Ausgangssituation wiederhergestellt ist. Die Folgesituation ist sogar
schlimmer, wenn man bedenkt, dass die Schädlinge durch ihre Resistenzbildung,
neue genetische Merkmale erwerben (dieser Punkt trifft besonders die Bio-
Bauern, die nun mit virulenteren Schädlingen zu kämpfen haben).
Ein
größeres Problem aus Sicht der Umweltbelastung, ist die genetische
Kontamination. Die fremden Gene der GVO, werden nämlich in allen Teilen der
Pflanze ausgedrückt, auch im Pollen (es gibt zwar eine Technik die das
vorkommen des Gens im Pollen verhindert, sie wird jedoch noch nicht angewandt).
So kommt es zu einer unkontrollierbaren Verbreitung dieser gentechnisch
modifizierten Pflanze durch Wind und Insekten. Dieser Pollen kann also
verwandte, nicht gentechnisch veränderte Pflanzen bestäuben und es entstehen
Samen, die das fremde Gen enthalten. Im nächsten Jahr geht das fremde Gen über
den Samen auf die Folgekultur über und es kommt zu einer unkontrollierbaren
Replikation dieses Gens.
Bezüglich
der Verbreitung des Pollens über die Luft müsste noch erörtert werden,
inwiefern die Möglichkeit einer genetischen Kontamination beim Anbau
konventioneller Kulturen neben gentechnisch veränderten Pflanzen bestünde.
Welche Konsequenzen ergeben sich für Kulturen, bei denen kein Einsatz von
Gentechnik vorgesehen ist? Welche Konsequenzen ergeben sich für den
biologischen Anbau, der den Einsatz von GVO völlig ausschließt? Wer übernimmt
die Verantwortung für mögliche ökonomische Schäden?
Doch was
geschieht, wenn Insekten oder Pflanzen, die mit der Zeit eine Resistenz
erworben haben, beginnen Schäden anzurichten?
Prinzipiell
gibt es zwei Lösungsansätze:
1)
Einführung eines neuen
Gens in die Kulturpflanze um sie wiederum resistent gegen die neuen Schädlinge
zu machen (so müssten alle 5-6 Jahre neue gentechnisch veränderte Pflanzen
eingeführt werden und es käme so zu einer zunehmenden Abhängigkeit des Bauern
von der Samenherstellenden Industrie).
2)
Entwicklung spezieller
chemischer Mittel die den Antagonisten (neue Antiparasiten, neue Herbizide
usw.) eliminieren.
Keine
dieser Lösungen ist tragbar. Im ersten Fall kommt es mit der Zeit zu einer
Häufung von fremden Genen in derselben Pflanze (falls wir in derselben Pflanze
10, 20, oder 1000 fremde Gene vorfinden, handelt es sich dann noch um dieselbe
Pflanze?). Im zweiten Fall würden wir uns
bereits nach wenigen Jahren in der Ausgangssituation vorfinden, mit dem
Unterschied, dass man dann neue chemische Mittel finden muss, um die resistent
gewordenen Insekten kontrollieren zu können.
Bezüglich
der gegen bestimmte Insekten resistente Pflanzen ist zu beachten, dass ihre,
als insektizid fungierende Proteine, nicht nur Schädlinge eliminieren, sondern
vielleicht auch eine Gefahr für nützliche Tiere (Pollenüberträger,
Bodendurchlockerer usw.) darstellen könnten. Dies ist ein sehr bedeutender
Punkt, da somit für die Nahrungskette wichtige Insekten eliminiert werden. Was
würde geschehen, falls das Gen, das das „Insektizid-Protein“ produziert, auf
andere verwandte, aber wild vorkommende Pflanzen überginge? Welche Insekten
würden von diesen Pflanzen eliminiert werden? Welche Auswirkungen würde das auf
andere Tiere haben, die Teil derselben Nahrungskette sind? Auf diese Fragen
müssen Antworten gefunden werden bevor GVP in der freien Natur angebaut werden.
6)
Welthunger
„ Die GVO
sind die einzige Lösung zur Beseitigung des Hungers in der Welt“! Diese
Behauptung steht jedoch in starkem Widerspruch mit der Realität. Tatsächlich
liegen die Gründe einer Hungersnot nicht immer an einem Mangel an Quantität,
sondern viel öfter sind interne politische und ökonomische Probleme dafür
verantwortlich. Also, um das Problem des Hungers zu lösen, muss als erstes die
Armut der betroffenen Bevölkerung gemindert (ihr Einkommen sollte mindestens so
hoch sein, dass sie sich die nötigsten Lebensmittel kaufen können) und eine „gesunde“
politische Situation geschaffen werden. Am Beispiel Indiens, das als
Hauptexporteur von Getreide, trotzdem mit Hungersnöten im eigenen Land zu
kämpfen hat, erkennen wir die Richtigkeit der vorangehenden Argumentation. In
diesem Punkt ist noch zu klären, inwiefern der Einsatz von GVO nicht sogar
diese Hungersituation verschlechtern könnte. Dazu könnte es im Falle einer,
durch eine Erhöhung der Exporte folgende Erhöhung der internen Preise für Lebensmittel, kommen.
Eliminierung
des Hungers auf der Welt bedeutet sicherlich eine groeßere Menge an
Lebensmitteln zu produzieren, bedeutet aber auch die Essensgewohnheiten der
Bevoelkerung der reichen Länder, zu ändern. Der hohe Fleischkonsum bringt
nämlich eine größere Verschwendung an pflanzlichen Kalorien mit sich. Für die
Produktion von einer Kalorie tierischen Ursprungs benötigt man nämlich 7-8
Kalorien pflanzlichen Ursprungs. Das heißt nicht, dass wir nun alle Vegetarier
werden sollen, um den Hunger auf der Welt zu beseitigen. Jedoch soll der
Konsument bezüglich seiner Ernaehrungsweisen etwas bewusster werden. Bewusster
auch bezüglich der negativen Einflüsse intensiver Tierhaltung auf die Umwelt
(Boden und Wasser) und bezüglich der qualitativen Eigenschaften des Fleisches
(Fleisch von Tieren, die mit Hormonen oder Antibiotika behandelt und Fleisch
von Tieren, die mit tierischem Futtermittel gefüttert wurden usw.).
7) Soziale
Unterschiede
Der
Konsument könnte den GVL gegenüber positiv
eingestellt sein, falls diese zu einer Verminderung der sozialen
Unterschiede zwischen den verschiedenen Personen und zu einer allgemeinen
Verbesserung des Wohlstands der schwächeren sozialen Schichten führen würden.
Das Gegenteil wird jedoch der Fall sein, wenn man bedenkt, dass GVL mit ihren
niedrigeren Preisen und größeren Risiken, vor allem von Personen erworben
werden, die einer schwächeren sozialen Schicht angehören. Während die reicheren
Personen sich immer mehr mit biologischen Produkten und Produkten aus
kontrollierter Herkunft ernähren werden. In einem Moment, in dem die
Auswirkungen von GVL auf die menschliche Gesundheit nicht klar sind, stellt
dies ein großes Problem bezüglich sozialer Sicherheit dar.